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Buchdeckel - Engel mit Szepter und Rolle

Bild aus CA-Sammlung

Bild aus CA-Sammlung

Der im Museo Sacro Vaticano erhaltene Engel gehörte ursprünglich zu einem Buchdeckel, der nach dem Schema des fünfteiligen Diptychons gestaltet war. Er flankierte - gemeinsam mit einem zweiten Engel - eine Darstellung Christi über den Tieren (Ps 91). über diesen drei senkrechten Tafeln war waagerecht eine Tafel mit zwei Engeln - einen Clipeus mit griechischem Kreuz (crux gemmata) zwischen sich haltend - und unter ihnen eine Tafel mit Darstellungen der heiligen drei Könige vor Herodes und Maria angebracht. Zu diesem Buchdeckel vom Anfang des 9. Jahrhunderts ist auch der zweite Buchdeckel erhalten. Er wird im Victoria and Albert Museum London aufbewahrt und zeigt Maria zwischen Johannes und Zacharias, darüber - analog zum ersten Deckel - die Engel mit Clipeus, darunter die Geburt Jesu und die Verkündigung an die Hirten. Beide Deckel gehörten zu einem Evangeliar, dem sog. Codex Aureus von Lorsch, und sind wahrscheinlich nach dem Vorbild eines byzantinischen Diptychons gearbeitet. Die Formensprache ist hier jedoch - wie ein Vergleich mit dem Londoner Diptychonflügel zeigt - eine andere. Der Lorscher Engel steht - wie sein Vergleichsstück - unter einem Rundbogen. Er schwebt aber nicht, sondern er schreitet unter ihm hindurch. Seine Kennzeichnung als Himmelsrepräsentant ist dennoch durch Merkmale wie Diadem und Nimbus vorhanden. Die Buchdeckel werden dem näheren Umfeld Karls des Großen zugeschrieben. Sie zeigen deutlich die hohe Wertschätzung Konstantinopels, verweisen aber auch eindrücklich auf die gegenüber den oströmischen Traditionen veränderte Gesamtlage.

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