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Reliquienkastenfragment - Zwei Apostel

Bild aus CA-Sammlung 2Apostel

Bild aus CA-Sammlung 2Apostel

Tierkreiszeichen sind für einen zur Aufbewahrung von Reliquien vorgesehenen Kasten sicherlich nicht zum üblichen Motivschatz zu zählen. Doch im Falle eines Reliquienkästchens aus der 2. Hälfte des 10. Jahrhunderts, das die Tradition dem Besitz der Kaiserin Kunigunde zuschreibt und von dem ein Elfenbeinrelief in den Staatlichen Museen, Preußischer Kulturbesitz, Berlin aufbewahrt wird, sind genau zwei dieser Zeichen, nämlich Waage und Skorpion, d. h. das siebente und achte Tierkreiszeichen, über Aposteldarstellungen eingefügt worden. Bei einer regelmäßigen, sechs Tafeln umfassenden Gesamtgestaltung wäre das Berliner Exemplar somit an vierter Stelle zu suchen. Doch wieso kommen Tierkreiszeichen gemeinsam mit Aposteldarstellungen auf einem solchen Kästchen vor? Bereits in ihrem Entstehungsprozeß mußte sich die christliche Kirche mit diesem Glaubensgut ihrer heidnischen Umwelt auseinandersetzen. Die Meinungen der Kirchenväter gingen auseinander. Klemens von Alexandrien (um 200) etwa zitiert seinen Zeitgenossen Theodotus mit der Auffassung, daß nach der Geburt Christi die 12 Apostel die Stelle der 12 Tierkreiszeichen eingenommen haben und die Geschicke bestimmen. In den Darstellungen des Kästchens sind die Tierkreiszeichen vorhanden, der Gedanke der vollständigen Ablösung ist somit nicht umgesetzt. Es ist jedoch augenfällig, daß sie in ihrer Größe gegenüber den Apostelfiguren deutlich reduziert und auf kleine rundbogig geschlossene Bildfelder beschränkt sind.

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