Sarkophag von Dellys
Am 31.12.1857 wurde in Dellys, einer Hafenstadt 107 km östlich der Stadt Algier in Nordafrika, ein weißer Marmorsarkophag entdeckt, der vom damaligen französischen Generalgouverneur von Algerien, Marschall Randon, dem Nationalmuseum Algier übergeben wurde und sich bis heute dort befindet. Neben dem Sarkophagdeckel, der drei auf bewegten Wogen schwimmende Delphine zeigt, ist die Vorderseite des bei der Auffindung noch verplombten Sarkophags die einzige, die figürlich geschmückt ist. Sie zeigt Figuren, die unter einer sieben Interkolumnien bildenden Galerie von spiralförmig kannelierten Säulen verteilt sind. Im Katalog des Museums wird dieses Stück aus dem 4. Jahrhundert unter dem Titel "Die Wunder Christi" geführt. Dieser Titel trifft jedoch bei genauerer Betrachtung nicht uneingeschränkt zu. Im Mittelfeld sitzt Christus lehrend, Verstorbene stehen mit anbetender Gebärde zu seinen Füßen. Palmen im Reliefgrund verweisen auf das Paradies, als Schemel dient ihm die aus der römischen Kunst bekannte Büste des Himmelsgottes. Diese Darstellung bildet das Zentrum der Gestaltung und das inhaltliche Zentrum. Es schließen sich die Brotvermehrung, eine Blindenheilung und die Ankündigung der Verleugnung des Petrus auf der einen und Daniel mit dem Drachen, das Kanawunder und die Heilung der Blutflüssigen auf der anderen Seite an. Bis auf die jeweils außen liegenden Darstellungen des Daniel mit dem Drachen und die Ankündigung der Verleugnung des Petrus sind die Darstellungen im Neuen Testament berichtete Wunder. Doch diese beiden Darstellungen greifen über diesen Kontext hinaus. Da keine weiteren Abgüsse bekannt sind, ist der Katalog jedoch bis heute die einzige Quelle, die Angaben zu diesem Stück enthält.