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Demeter von Knidos

Bild aus CA-Sammlung Demeter

Bild aus CA-Sammlung Demeter

Demeter war eine der am meisten verehrten griechischen Göttinnen. In ihrem Kultbezirk in Knidos wurde 1857/58 eine marmorne Sitzfigur ausgegraben, die stark beschädigt ist. Am Körper fehlen sowohl die separat gearbeiteten Arme als auch die Beine, am Thron die vorderen Thronbeine, die Rücken- und die vermuteten Seitenlehnen. Dennoch wird die Demeter von Knidos zu den bedeutendsten plastischen Werken des 4. Jahrhunderts v. Chr. gezählt. In der Charakterisierung der Skulptur lassen sich zwei Tendenzen erkennen. Zum einen ist durch die massigen Formen und ihre Geschlossenheit, die Tendenz der Ruhe, z.T. als matronale Würde bezeichnet, vorhanden. Zum anderen sind z. B. durch den in die Ferne gerichteten Blick, den leicht nach links gewendeten Kopf und die leicht differierende Kniehöhe Bewegungsmomente in der Figur spürbar. Beides, Ruhe und Bewegung, ist für Demeter charakteristisch. Sie sucht einerseits ruhelos nach ihrer Tochter Persephone (= Kore), die von Hades in die Unterwelt entführt wurde, sie zieht sich andererseits, nachdem sie von dem Raub erfahren hat, vollständig zurück und versieht ihre Aufgabe, die Saaten wachsen zu lassen, nicht mehr. Erst nachdem Persephone aus der Unterwelt geholt und vereinbart worden ist, daß sie künftig ein Drittel des Jahres in der Unterwelt, zwei Drittel jedoch auf dem Olymp verbringt, läßt Demeter wieder Saaten wachsen. Von christlicher Seite, so etwa von Augustin, wurde der mit Demeter verbundene Gedankenkreis zyklischen Schöpferhandelns mit Blick auf das allmächtige Schöpferhandeln Gottes abgelehnt, so daß die Entscheidung, dieses Werk in die Sammlung für Christliche Archäologie und Kirchliche Kunst aufzunehmen, nur als Anregung zur Auseinandersetzung mit verschiedenen vorhandenen nichtchristlichen Vorstellungen verstanden werden kann.

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