Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Weiteres

Login für Redakteure

Krümme des Abtes Erkanbald

Bild aus CA-Sammlung Erkanbald

Bild aus CA-Sammlung Erkanbald

Der obere Teil eines Bischofsstabes, die sog. curvatura oder Krümme, ist sehr häufig Ort ornamentalen und figürlichen Schmucks. So auch bei einem Stab, dessen Krümme sich im Domschatz zu Hildesheim erhalten hat und in der Tradition fest mit dem Namen des Erkanbald vebunden ist. Erkanbald war von 997 bis 1011 Abt von Fulda und unterstützte während dieser Zeit mehrmals Heinrich II. bei seinen Unternehmungen. Dieser ernannte ihn daraufhin zum Erzbischof von Mainz. Die Erzbischofsweihe vollzog Bischof Bernward von Hildesheim, ein Verwandter des Erkanbald. Es ist bisher nicht eindeutig festzustellen, in welchem der beiden ämter er den Stab mit Krümme getragen hat, da derartige Stäbe sowohl bei äbten als auch bei Bischöfen als Insignien ihres Amtes vorkommen. Für die Zuordnung zur übergabe bei der Erzbischofsweihe spricht die Wahl des weihenden Bischofs, dessen großes Engagement zur Förderung künstlerischer Arbeiten wohlbekannt ist. Dafür spricht auch die in der Krümme angebrachte Darstellung, die Erschaffung Evas, die in diesem Beispiel von Gott aus der Seite des Gott gegenüberstehenden Adams ins Leben gebracht wird. Adam schläft bei diesem Vorgang nicht, wie Gen 2, 21 erzählt, sondern steht aufrecht und beobachtet die Erschaffung Evas. Eine Deutung, die sich in einigen frühen theologischen Schriften, z. B. bei Hilarius von Poitiers, findet: der im Bibeltext erwähnte Schlaf ist ein visionärer Zustand, in dem Adam den Sinn der gemeinsamen Zukunft mit Eva als Zukunft Gottes mit seinem Volk erkennt. In dieser Deutung des Vorgangs der Erschaffung Evas erscheint die Darstellung durchaus passend für einen Erzbischof.

Zum Seitenanfang