Ekkehard und Uta
Wenige mittelalterliche Skulpturen sind so intensiv und unter so verschiedenen Gesichtspunkten diskutiert worden wie die Stifterfiguren im Westchor des Naumburger Domes. Die Fragen konzentrieren sich neben der künstlerischen Gestaltung der Figuren und deren Stellung innerhalb der Kunstentwicklung besonders stark auf die Identifizierung der Dargestellten, auf das mit den Figuren verbundene Programm und den Ort, an dem dieses Programm entfaltet wird. Eine Sonderstellung innerhalb der Gruppe der zwölf Stifterfiguren nehmen Ekkehard und Uta ein. Sie sind die bekanntesten der Stifterfiguren und weisen sowohl mit ungewöhnlichen Details, wie dem Mantelmotiv bei Uta, als auch durch die interessante Komposition, die zwei verschieden geprägte Menschen zusammenbringt, Merkmale auf, die bei dem Betrachter haften bleiben. Sie sind als Markgraf Ekkehard II. von Meißen und Uta von Ballenstedt identifiziert und bieten damit günstige Voraussetzungen für die Entschlüsselung des Figurenprogramms. Dem Markgrafen wird eine maßgebliche Rolle bei der Verlegung des Bistumssitzes von Zeitz nach Naumburg im Jahr 1028 zugeschrieben. Die Zeitzer versuchten über 200 Jahre, also bis in die Zeit des Neubaus des Domes und der Schaffung der Stifterfiguren, diese Verlegung rückgängig zu machen. Doch sie hatten keinen Erfolg. Das Kathedralrecht blieb in Naumburg. Ekkehard, seine Frau und weitere Familienmitglieder werden wegen dieser für Naumburg so wichtigen Maßnahme als "primi fundatores" im Totengedächtnis regelmäßig namentlich erwähnt. Die Sichtbarmachung dieses liturgischen Gedenkens scheint nirgends einsichtiger als an dem Ort, an dem ursprünglich die Gräber der "ersten Gründer" lagen. Durch einen exponierten Standort innerhalb der Gruppe der Stifterfiguren ist dabei der Schlüsselrolle Ekkehards Rechnung getragen worden.