Relieffragment
Am Ende des 19. Jahrhunderts wurde in der Stadtmauer von Mainz ein Relieffragment des 1. Jahrhunderts gefunden, das den Schranken im Prätorium des Römerlagers, d.h. des oberrheinischen Hauptquartiers, zugeordnet wird. Auf den Säulensockeln und den dazwischen angebrachten Platten war ein Kampf zwischen Römern und Germanen vom Auszug bis zur Heimkehr mit germanischen Gefangenen dargestellt. Eine der Gefangenen zeigt das erhaltene Relief. Die Germanin sitzt aufrecht, neigt traurig den Kopf und stützt ihn mit der linken Hand. Obwohl ein Mantel, den sie über den Kopf gezogen und dessen Enden im Schoß zusammengelegt sind, den Körper "verschleiert", fällt die enganliegende, netzartige Kleidung, besonders aber die Tatsache, daß die Gefangene eine Hose trägt, auf. Eine Bruchkante, die sowohl die Figur in Kniehöhe abrupt enden läßt als auch den auf drei Seiten vorhandenen Rahmen nicht weiterführt, zeigt an, daß die Platte nicht in ihrer ursprünglichen Größe erhalten blieb. Vielleicht war sie ursprünglich etwa doppelt so groß. Dies läßt zumindest ein am unteren Rand der Bruchkante sichtbarer einzelner Fuß, der eine zweite, der Germanin gegenübersitzende Gestalt wahrscheinlich macht, vermuten.