Gekröntes Paar
Die Bezeichnung "Gekröntes Paar" erscheint sehr allgemein und provoziert fast folgerichtig die Frage nach der Identität der Dargestellten. Doch genau die ist bis heute umstritten. Zu sehen sind - jeweils auf einem Thron sitzend - eine Frau und ein Mann, wobei die Frau zur Rechten sitzt. Beide neigen sich einander zu. Sie tragen schlichte, von kostbaren Schließen zusammengehaltene Gewänder, deren weich fallende Falten die Körperkonturen sichtbar werden lassen. Beide halten Attribute, der Mann den Rest eines Zepters in der Linken und einen mit Kugeln gefüllten Ring in der Rechten, die Frau ein aufgeschlagenes Buch, auf das sie mit der Linken weist. Wer könnte dargestellt sein? Es wird oft an Kaiser Otto I und seine Frau Editha oder an die Darstellung Christi und seiner Kirche gedacht. Beide Zuschreibungen weisen jedoch sofort weitere Fragen auf. Denn: Was könnte in der Mitte des 13. Jahrhunderts die Anfertigung von Skulpturen für ein weltliches Herrscherpaar des 10. Jahrhunderts veranlaßt haben? Handelt es sich um Stifterbildnisse, wie sie aus dem Naumburger Dom bekannt sind? In welchem Kontext wäre die Schaffung einer aus Christus und seiner Kirche bestehenden Figurengruppe denkbar? Im Zusammenhang eines Portalprogramms? Da es aber weder zum originalen Aufstellungsort sichere Indizien noch Inschriften bzw. bestimmbare individuelle Merkmale der Dargestellten gibt, bleibt die Identität bis heute nicht abschließend geklärt. Die Bezeichnung "Gekröntes Paar" erscheint somit weiterhin für dieses bedeutende und interessante Werk der Bildhauerkunst am geeignetsten.