Fries - Josefsgeschichte
Vielfigurig, mit relativ stereotypen Körperhaltungen und ohne klare Scheidung einzelner Begebenheiten gegeneinander fordern die beiden Teile eines Frieses zur Josefsgeschichte (Gen 37ff) vom Betrachter Geduld und Interesse, sich die Stücke zu erschließen. Diese Forderung wird verstärkt, da nur zwei Teile in den Staatlichen Museen, Preußischer Kulturbesitz, Berlin erhalten sind, obgleich von vier Teilen, die um einen Kasten als Fries herumgeführt waren, auszugehen ist. Sie wird zusätzlich verstärkt, da diese beiden Teile nicht aneinander anschließen. Der Fries aus dem 12. Jahrhundert beginnt auf dem ersten Relief mit dem Abschied Josefs (mit Schutzengel) von seinem Vater Jakob und setzt sich mit der Gefangensetzung und dem Verkauf Josefs durch die Brüder an eine Ismaeliter-Karawane fort. Die Frieserzählung ist dann unterbrochen und setzt auf dem zweiten Relief erst mit dem Befehl Josefs, die Kornsäcke der Brüder zu füllen, wieder ein und schließt daran das Wiedersehen Josefs mit seinem Vater an. War die Frieserzählung hier zu Ende? Eine inhaltliche Klammer ist mit Abschied und Wiedersehen zwischen Josef und seinem Vater zweifellos gegeben. Es fällt jedoch auf, daß die Darstellung des Wiedersehens keinen "Abschlußrahmen" - in Analogie zum Friesbeginn - besitzt, was bei einem Kästchen, von dem angenommen wird, daß es der Aufbewahrung von Reliquien oder liturgischem Gerät diente, also eine öffentliche Verwendung fand, ungewöhnlich ist.