Reliquiar
Ebenso wie das Londoner Reliquiar in der Sammlung wird auch ein Kästchen aus dem 12. Jahrhundert, das zum Bestand des Bayerischen Nationalmuseums München gehört, als Gefäß zur Aufbewahrung von Reliquien angesprochen. Es ist ebenfalls rechteckig, wird jedoch nach oben mit einem walmdachartigen Deckel abgeschlossen. Auf dem Deckel ist außerdem mittig eine Hülse angebracht, in die ein Stab, evtl. von einem Ostensorium, d. h. einem Schaugefäß, eingesteckt werden konnte. Auch im Bildprogramm gibt es Differenzen. Das Münchner Stück zeigt zahlreiche neutestamentliche Szenen. In der unteren Zone, d. h. im Bereich des Kastens, sind dies die Verkündigung Jesu (Schmalseite), Geburt und Taufe (Rückseite) sowie die Hochzeit zu Kana (Schmalseite). In der oberen Zone, d. h. im Bereich des Deckels, sind es die Frauen am Grab (Vorderseite), der ungläubige Thomas (Schmalseite), die Himmelfahrt (Rückseite) und das leere Grab (Schmalseite). Die zentrale Darstellung in der unteren Zone (Vorderseite), die alle anderen zusammenfaßt, zeigt Christus, der umgeben von den vier Evangelistensymbolen und flankiert von Maria und Johannes sowie Petrus und Paulus in einer Mandorla thront. Es ist also auch hier ein Programm entwickelt worden, das auf Jesus Christus ausgerichtet ist. Im Unterschied zum Londoner Reliquiar gibt es jedoch zwei Schwerpunkte, den Beginn seines irdischen Lebens und Wirkens und die Geschehnisse nach dessen Ende.