Diptychon mit thronender Maria mit dem Kind und thronendem Christus
Deutlich der Tradition antiker Konsulardiptychen verpflichtet zeigen die ehemals zusammengehörigen Flügel eines Diptychons aus der Mitte des 6. Jahrhunderts in den Staatlichen Museen, Preußischer Kulturbesitz Berlin zwar anstelle des oft vorkommenden Kaiserbildes Maria mit dem Kind und Christus. Sie setzen sie aber jeweils auf Thronsessel mit Rolle und unter eine muschelgeschmückte Nische, also in eine imperiale "Architekturkulisse". Sowohl Maria als auch Christus sind frontal wiedergegeben und werden von Assistenzfiguren flankiert, Maria von zwei Engeln, Christus von Petrus und Paulus. Aufgelockert wird dieses "strenge Protokoll" nur durch das Kind auf dem Schoß der Mutter, dem ein gestalterisches Vakuum auf dem anderen Flügel gegenübersteht. Und doch ist auch das Kind in den strengen Gesamtaufbau eingebunden. Es ist bis in das Sitzmotiv und die Gestik ein verkleinertes Abbild des "erwachsenen" Christus. Unterschiede bestehen lediglich in der Physiognomie und dem Gegenstand auf dem die linke Hand ruht, einer Schriftrolle bei dem Kind, einem Codex bei dem Erwachsenen. Da beide Flügel an ihrem unteren Rand um ca. 5,5 cm gekürzt worden sind, fehlt heute eine Inschrift, die ggf. Aufschluß über Herkunft, Verwendung und Programm gebracht hätte. Es ist jedoch aus dem Sichtbaren zu erschließen, daß die Flügel einen Bogen von der durch die Engel bezeugten göttlichen Herkunft bis zu Petrus und Paulus, die die Botschaft Jesu Christi weitertragen, zu spannen versuchen.