Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

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Tassilokelch

Bild aus CA-Sammlung Tassilokelch

Bild aus CA-Sammlung Tassilokelch

Dieser Abendmahlskelch, der heute nach seinem Stifter, dem Bayernherzog Tassilo, benannt ist, muß zu den bedeutendsten Kelchen des Frühmittelalters gezählt werden. Eine Inschrift am Stipes (Tassilo, starker Fürst. Liutpirc, königlicher Sproß.) läßt für ihn eine erstaunlich präzise Datierung zwischen 768/769 - dem Jahr der Heirat des Herzogs und der Langobardenprinzessin Liutpirc - und 788 - dem Jahr des Verlusts der Herrschaft des "starken Fürsten" - zu. Sie beleuchtet zudem sehr eindrücklich die damalige Zeit, eine Zeit, in der sich die Karolinger, die Europas Geschicke nachhaltig beeinflußten, anschickten, immer mehr Macht in ihren Händen zu konzentrieren und etwaige Konkurrenten zu bekämpfen. Tassilo, der sich von seinem Onkel und Vormund Pippin lossagte, verlor seine Macht an Karl den Großen und wurde nach Aussetzung des gegen ihn verhängten Todesurteils zu lebenslanger Klosterhaft "begnadigt". Sein Kelch hat sich in dem 777 auf seine Veranlassung in seinem Herrschaftsgebiet gegründeten Stift Kremsmünster erhalten. Er ist hier - zumindest zeitweilig - als Spendekelch bei der Abendmahlsfeier verwendet worden. Darauf verweisen Abnutzungsspuren an dem in halber Höhe unmittelbar über dem Nodus angebrachten beweglichen Perlstabring, an dem der Liturg den Kelch beim "Drehen" während der Ausspendung hält. Die Gestaltung, speziell des Oberteils, der Cuppa, unterstützt eine beabsichtigte liturgische Funktion. Sie zeigt Christus - thronend, flankiert von Alpha und Omega - und die vier Evangelisten mit ihren Symbolen, verweist also auf den erhöhten Herrn und sein Wirken.

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