Diptychon mit Lamm und Kreuz
Ohne Zweifel zu den bekanntesten Beispielen frühchristlicher Elfenbeinarbeiten zählen die als Buchdeckel benutzten, im Mailänder Domschatz aufbewahrten Diptychonflügel des ausgehenden 5. bzw. 6. Jahrhunderts. Sie folgen im Aufbau dem Schema des fünfteiligen Diptychons und vereinen, da die äußeren senkrechten Platten sowie die beiden waagerechten Platten unterteilt sind, nicht weniger als 26 Bildfelder. Zwischen den Eckmedaillons der Evangelisten und ihrer Symbole sind Szenen aus dem Leben Jesu angeordnet. Sie reichen von der Verkündigung bis zum Abendmahl, sind jedoch weder chronologisch noch thematisch geordnet. Im Zentrum der beiden Flügel steht keine szenische Darstellung, sondern zum einen ein nimbiertes Lamm in einem Jahreszeitenkranz aus Blüten (Frühling), Ähren (Sommer), Trauben (Herbst) und Oliven (Winter), zum anderen ein aus Edelsteinen gebildetes Kreuz auf dem Paradiesberg, von dem die vier Paradiesströme entspringen. Beide Darstellungen verweisen auf Christus als den, der Zeitliches überwunden hat. Der Jahreskreis bekommt einen "Dreh- und Angelpunkt", die Schädelstätte wird zum Paradiesberg.