Ulrichskelch
Ein im Kirchenschatz von St. Ulrich und Afra Augsburg aufbewahrter Kelch, der noch heute von der Gemeinde benutzt wird, bezieht sich in seiner Bezeichnung auf den heiligen Ulrich. Dieser war 50 Jahre lang Bischof von Augsburg, geschätzt wurde aber vor allem seine Rolle bei der Schlacht auf dem Lechfeld 955, die die Ungarngefahr für das ottonische Reich abwendete. 973 starb er und wurde in St. Ulrich und Afra beigesetzt. Als bei einem Kirchenbrand im Jahr 1183 seine Gebeine geborgen wurden, entnahm man dem Grab eine Cuppa und einen edelsteingeschmückten Reifen mit Perlstab und faßte sie unmittelbar danach in einem Kelch neu. Die Neugestaltung war vermutlich 1187, dem Datum der Einweihung der 6. Kirche und ersten Translation des hl. Ulrich, vollendet. Der entstandene Kelch wird an Fuß und Cuppa durch je acht Reliefzungen gegliedert, die abwechselnd vergoldet, ziseliert und gepunzt sind. Während auf den Feldern der Cuppa drachenähnliche Fabelwesen zu sehen sind, sind am Fuß Ulrich, seine Eltern und Afra dargestellt. Im 19. Jahrhundert scheint die Geschichte des Kelches zu Ende. Nach der Säkularisation wird er zum Einschmelzen der Polizeibehörde ausgeliefert, jedoch von Fürstbischof Clemens Wenzeslaus von Augsburg ausgelöst und nach seinem Tod 1812 dem Generalvikariat überlassen. Auf Bemühen des Pfarrers P. Benedict Abbt wird der Kelch am 21.03.1827 an die Pfarrei zurückgegeben. Der in der halleschen Sammlung befindliche Gipsabguß muß danach und vor 1954/55 abgenommen worden sein, da der Kelch in diesen Jahren durch Johann Michael Wilm (München) restauriert wurde. Bei dieser Restaurierung wurden Veränderungen vorgenommen, die der Abguß nicht zeigt. Der Gipsabguß gibt somit einen Zustand wieder, der im Original nicht mehr erhalten ist und von dem keine weiteren Exemplare bekannt sind.