Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

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Grabplatte des Friedrich von Wettin

Bild aus CA-Sammlung Wettin

Bild aus CA-Sammlung Wettin

Die ältere der beiden berühmten Erzbischofsgrabplatten (vgl. auch Grabplatte des Wichmann von Seeburg) der Magdeburger Gießhütte wurde 1152 für Erzbischof Friedrich von Wettin gegossen. Seine Gestalt wölbt sich aus einer flachen, nur mit einer umlaufenden Rahmenleiste gefaßten Platte. Obwohl im 12. Jahrhundert keineswegs die Abbildung einer individuellen Person, d.h. ein Porträt, erwartet werden darf, ist hier doch ein klar umrissenes "Persönlichkeitsbild" fixiert. Die frontal gegebene Gestalt wirkt streng. Sie trägt alle Insignien ihres Amtes. Ihr erzbischöfliches Ornat fällt gerade und nahezu faltenlos herab, aufgelockert nur durch feine geritzte Binnenzeichnungen. Der gerade, nur im Bereich der Curvatur (Krümme) leicht verzierte Krummstab liegt fest in der linken Hand. Der Blick geht geradeaus, ohne der zum Segensgestus erhobenen Rechten zu folgen. Friedrich von Wettin tritt dem Betrachter in dieser Darstellung als Amtsträger entgegen. über seine Amtszeit und sein Wirken als Erzbischof von Magdeburg ist jedoch wenig bekannt. Es wird vermutet, daß er an dem Kampf gegen die Slawen teilgenommen hat. Ist dies der Hintergrund für ein wichtiges Darstellungsdetail? Der Krummstab läuft an seinem unteren Ende spitz aus und bohrt sich in das Haupt einer kleinen Gestalt, der antiken Gestalt des Dornausziehers. Während in der Neuzeit vor allem ästhetische Gesichtspunkte an antiken Kunstwerken geschätzt und bewundert werden, ist für die Antikerezeption - soweit überhaupt vorhanden - eine negative, abwertende Tendenz einzubeziehen, die in Antikem Heidnisches sah, das es zu überwinden galt. Steht der Dornauszieher hier für das Heidentum und alles Heidnische? Ist also die in das Haupt des Dornausziehers eingedrungene Spitze des Krummstabes als ein konkreter Hinweis auf einen siegreichen Kampf des dargestellten Erzbischofs gegen die Heiden zu verstehen? Auch wenn dies weder definitiv zu beweisen noch abzuweisen ist, bleibt festzuhalten, daß sich ein als Triumphaldarstellung gemeintes Darstellungsdetail gut in die Gesamtgestaltung einfügen würde.

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